Anna Gavalda- Zusammen ist man weniger allein
Fischer-Verlag, 550 Seiten, 9,90€
Rückentext: Philibert ist zwar ein historisches Genie, doch wenn er mit Menschen spricht, gerät er ins Stottern. Camille, magersüchtig und künstlerisch begabt, arbeitet in einer Putzkolonne, und Franck schuftet als Koch in einem Feinschmeckerlokal. Er liebt Frauen, Motorräder und seine Großmutter Paulette, die keine Lust auf Altersheim hat. Vier grundverschiedene Menschen in einer verrückten Pariser Wohngemeinschaft, die sich lieben, streiten und versuchen, irgendwie zurecht zu kommen.
Meine Meinung:
Wow. Eines der herzlichsten, echtesten, wärmsten, einfallsreichsten und charmantesten Romane, die ich je gelesen habe.Der Schreibstil ist bezaubernd, mal etwas ganz anderes. Die Geschichte ist toll erzählt und ich habe mich oft herzhaft amüsiert. Ich bekam beim Lesen immer gute Laune und war glücklich, in die Geschichte einzutauchen. 550 Seiten sind nicht wenig, und doch erscheint es einem viel zu kurz. Die Figuren in dem Roman haben einzigartige, witzige Charaktere, und sie können einem einfach nur sympatisch sein. Wie sie mit einander umgehen, finde ich fantastisch, die Gespräche herrlich erfrischend und liebevoll. Paulette, Franck, Camille und Philou werden mir nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Die Geschichte spielt in Paris, was für mich auch ein großer Pluspunkt ist, da ich Romane (und Filme), die in Frankreich, besonders in Paris, spielen fantastisch finde!
Wenn man nun gute Szenen aus dem Buch heraussuchen möchte, dann ist man maßlos überfordert, da es viel zu viele tolle Stellen gibt. Das Buch besteht nur so aus ihnen. Trotzdem habe ich eine gefunden, bei der ich mich totgelacht habe, und die ich euch natürlich nicht vorenthalten will.
Ich hoffe, ihr versteht sie:
Camille: „Unglaublich, diese Geschichte. Und wie haben sie das Internat überstanden?“Philibert: „Dank Gaffiot.“„Wer ist das?“„Das ist niemand, das ist ein sehr voluminöses Lateinwörterbuch, das in meinem Schulranzen steckte, der mir als Schleuder diente. Ich habe meine Tasche am Riemen gepackt, damit Schwung geholt und …. Tätätätätä! Den Fein zur Strecke gebracht!“
Also abschließend kann ich nur sagen: Es sollte auf jeden Fall viel mehr solcher Bücher geben.
Anmerkung: Es gibt dazu übrigens auch einen gleichnamigen Film, mit Audrey Tautou, der auch sehr zu empfehlen ist!
Zum Schluss lassen wir noch einmal Anna Gavalda sprechen:
Hundert Meter weiter war sie von neuem durchgefroren, an der Mautstelle war sie tiefgekühlt und bei der Einfahrt in den Bauernhof war sie nicht einmal mehr in der Lage, die Arme hochzunehmen.Er half ihr beim Absteigen und stützte sie zur Tür.„Da bist du ja. Was hast du uns denn da mitgebracht?“„Ein Fischstäbchen.“„Kommt rein, immer ein mit euch! Jeannine! Hier ist der Franck mit seiner Freundin!“„O je, die Kleine!“ jammerte eine gute Frau „was hast du denn mit ihr gemacht? Seht euch das an. Ganz blau, das Kind. Aus dem Weg alle miteinander! Jean-Pierre! Stell schon mal einen Stuhl an den Kamin!“Franck kniete sich vor sie hin: „He, du musst deinen Mantel ausziehen.“Sie reagierte nicht.„Warte, ich helf dir. Komm, streck mir die Füße hin.“Er zog ihr die Schuhe aus und ihre drei Paar Socken.„So ist´s gut. Komm schon. Und jetzt oben.“Sie war so verkrampft, dass er seine Mühe hatte, ihre Arme aus den Ärmeln zu schälen. „So, wir machen das schon, du kleiner Eisklumpen.“„Gute Güte! So gebt ihr doch was Warmen!“ hörte sie die Versammlung rufen.Sie war die große Attraktion.Oder: Wie man eine Pariserin auftaut, ohne dass sie dabei kaputtgeht.