Der Märchenerzähler
von Antonia Michaelis
Oetinger Verlag, 446 Seiten
Inhaltsangabe vom Verlag: Abel Tannatek ist ein Außenseiter, ein Schulschwänzer und Drogendealer.
Wider besseren Wissens verliebt Anna sich rettungslos in ihn. Denn es
gibt noch einen anderen Abel: den sanften, traurigen Jungen, der für
seine Schwester sorgt und der ein Märchen erzählt, das Anna tief
berührt. Doch die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen.
Was, wenn das Märchen gar kein Märchen ist, sondern grausame
Wirklichkeit? Was, wenn Annas schlimmste Befürchtungen wahr werden?
"Der Märchenerzähler" von Antonia Michaelis ist ein Buch, welches in
kein festes Genre zu passen scheint. Es ist eine Liebesgeschichte, ein
Thriller und ein Märchen in einem.
Es gibt zwei parallele
Handlungsstänge. Der eine wird von der 17-jährigen Anna erzählt und
spielt in Greifswald im Februar. Sie erzählt die Liebesgeschichte zu
Abel, die unter keinem guten Stern zu stehen scheint. Anna kommt nur
ganz langsam an Abel heran und lüftet immer mehr Geheimnisse um seine
Familie und seine Vergangenheit.
Der zweite Erzählstrang ist das
Märchen, welches Abel Anna und seiner kleinen Schwester Micha erzählt.
Die drei flüchten sich in die "heile Welt" des Märchens und doch
entstehen immer mehr Parallelen zwischen dem Märchen und der realen Welt
und man kann sich nicht sicher sein, was real ist und was nur erfunden.
Bis zum Schluss fragt sich der Leser, was wirklich vorgefallen ist und kann einfach nicht aufhören zu lesen.
Michaelis
benutzt eine unglaublich schöne, bildhafte Sprache um die kalte,
düstere Atmosphäre aufzubauen. Man scheint in die Geschichte
hineingezogen zu werden und den Schnee schmecken und fühlen zu können.
Es
werden eine Menge Themen angesprochen, neben Freundschaft und Liebe
auch die Frage nach Moral und Verantwortung, sowie Vertrauen,
Vorurteilen und Vergebung.
Es kommen zudem einige Tabuthemen in dem
Buch vor. Neben Mordfällen und versuchten Mord, Vergewaltigung und
Koma, geht es auch um Prostitution und Drogen. Ich habe selten ein so
vielfältiges Buch gelesen.
Die Geschichte um Anna, Abel und Micha ist seltsam berührend und lässt einen so schnell nicht wieder los.
Eine grausam schöne Geschichte zum Drin-Versinken.
5 von 5 Herzchen
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