Sonntag, 5. Juli 2015

Der Märchenerzähler - Rezension

Der Märchenerzähler
Der Märchenerzählervon Antonia Michaelis 
Oetinger Verlag, 446 Seiten

Inhaltsangabe vom Verlag: Abel Tannatek ist ein Außenseiter, ein Schulschwänzer und Drogendealer. Wider besseren Wissens verliebt Anna sich rettungslos in ihn. Denn es gibt noch einen anderen Abel: den sanften, traurigen Jungen, der für seine Schwester sorgt und der ein Märchen erzählt, das Anna tief berührt. Doch die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Was, wenn das Märchen gar kein Märchen ist, sondern grausame Wirklichkeit? Was, wenn Annas schlimmste Befürchtungen wahr werden?

"Der Märchenerzähler" von Antonia Michaelis ist ein Buch, welches in kein festes Genre zu passen scheint. Es ist eine Liebesgeschichte, ein Thriller und ein Märchen in einem.
Es gibt zwei parallele Handlungsstänge. Der eine wird von der 17-jährigen Anna erzählt und spielt in Greifswald im Februar. Sie erzählt die Liebesgeschichte zu Abel, die unter keinem guten Stern zu stehen scheint. Anna kommt nur ganz langsam an Abel heran und lüftet immer mehr Geheimnisse um seine Familie und seine Vergangenheit.
Der zweite Erzählstrang ist das Märchen, welches Abel Anna und seiner kleinen Schwester Micha erzählt. Die drei flüchten sich in die "heile Welt" des Märchens und doch entstehen immer mehr Parallelen zwischen dem Märchen und der realen Welt und man kann sich nicht sicher sein, was real ist und was nur erfunden.
Bis zum Schluss fragt sich der Leser, was wirklich vorgefallen ist und kann einfach nicht aufhören zu lesen.

Michaelis benutzt eine unglaublich schöne, bildhafte Sprache um die kalte, düstere Atmosphäre aufzubauen. Man scheint in die Geschichte hineingezogen zu werden und den Schnee schmecken und fühlen zu können.
Es werden eine Menge Themen angesprochen, neben Freundschaft und Liebe auch die Frage nach Moral und Verantwortung, sowie Vertrauen, Vorurteilen und Vergebung.
Es kommen zudem einige Tabuthemen in dem Buch vor. Neben Mordfällen und versuchten Mord,  Vergewaltigung und Koma, geht es auch um Prostitution und Drogen. Ich habe selten ein so vielfältiges Buch gelesen.
Die Geschichte um Anna, Abel und Micha ist seltsam berührend und lässt einen so schnell nicht wieder los.
Eine grausam schöne Geschichte zum Drin-Versinken.

5 von 5 Herzchen

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